Annehmen üben. Lad die Welt zu dir ein!

Die Welt einladen

Eigentlich (!) schreibe ich in Gedanken schon seit Wochen an einem Artikel über das Nichtstun und warum es uns so schwer fällt … Doch wie das immer so ist – vor allem nach einer Einleitung mit „eigentlich” – habe ich ungefähr genau seit ich damit angefangen habe, so viel zu tun, dass ich nicht dazu komme! And isn’t it ironic … 🙂

Dafür ist mir neulich Morgen beim Pranayama-Üben auf dem Balkon eine andere kleine Idee in den Kopf gesprungen und dann regelrecht aus den Fingern geflossen. Für manche Dinge ist dann eben doch Zeit. Trotz der Deadlines.

Es geht darum, wie es uns gelingen kann, in unserer Meditation alles anzunehmen, willkommen zu heißen, zu integrieren – Geräusche, Gefühle, Gedanken –, uns so noch besser für das Leben und den jeweiligen Moment zu öffnen und das auf so entspannte Weise, dass wir verstehen, dass wir in der Meditation – und im Leben! – nichts schaffen müssen.

Den Moment genießen

Die Sterne singen es auch so schön: Du musst gar nichts! Dieser Song begleitet mich seit Anfang des Jahres wie ein Mantra und falls ihr ihn noch nicht kennt, dann hört ihn euch gleich nach Beenden dieser Lektüre unbedingt an! Obwohl ihr natürlich auch das nicht müsst 😉

„Du musst dich nicht optimieren
Du musst nicht doppelt so viel machen wie die anderen
Du musst nicht Pausen machen
Du musst nicht raus gеhen nur weil die Sonnе scheint
Du musst auch nicht zu Hause bleiben nur weil es regnet
[…]
Du musst dich nicht an dem nächstbesten Idioten orientieren
Du kannst dich auch einfach so verlaufen …”

– „Du musst gar nichts.” Die Sterne

Sich bedingungslos öffnen – was heißt das?

Also, was hat es damit auf sich, sich bedingungslos zu öffnen für das, was ist?
Die 7 Grundhaltungen der Achtsamkeit, die der Begründer der MBSR-Methode, Jon Kabat-Zinn, festgehalten hat, behandeln es auch und zwar unter den Schlagworten:

  • Akzeptieren
  • Nicht-Greifen
  • Nicht-Anhaften

Natürlich, ich weiss, die meisten von uns versuchen ohnehin schon, diese Prinzipien beim Meditieren zu berücksichtigen. Aber ich habe neulich festgestellt, dass es noch mal besonders hilft, wenn man den Fokus auch wirklich genau dorthin legt, vielleicht noch viel mehr als auf den Atem. In den 30-minütigen Online-Meditationen, die ich regelmäßig in wechselnden Gruppen anleite, bieten sich auf Grund des Rahmens vor allem Achtsamkeits-Übungen und stille Meditationen an. Dabei richten wir die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung des Atems, der Körperempfindungen, der Gedanken und Gefühle, gewissermaßen als Anker, der uns hilft, im Hier und Jetzt zu bleiben.

Nichts ist eine Störung in der Meditation.

Immer wieder erinnere ich die TeilnehmerInnen liebevoll daran, dass sie in diesen Sessions nichts „schaffen” müssen. Ich erinnere daran, dass wir üben wollen, nicht zu werten, nicht zu greifen, nicht anzuhaften und geduldig zu sein. Dass weder Gedanken noch Geräusche von außen eine Störung in der Meditation sind, dass alles zum Leben gehört und deshalb angenommen werden darf. Ich lade sie ein zu versuchen, sogar die Geräusche der Müllabfuhr nicht als Störung zu werten sondern mit einem neugierigen Anfängergeist zu lauschen und zu beobachten, was dabei in ihnen passiert.

Soweit so gut, doch irgendwie auch theoretisch. Worte, Theorien von Grundhaltungen … das alles kann man noch so oft hören, aber um es wirklich zu verstehen, „muss” man es selbst fühlen. „Du musst gar nichts …”

Einer der vielen großartigen Dinge, die ich daran liebe, Meditationslehrerin zu sein, ist der Moment, wenn ich mit einem Mal etwas ganz neu sehe und besser verstehe, was vorher nicht so klar war. Wenn mir Ideen kommen, wie ich eine Session neu oder anders anleiten kann, wie ein veränderter Fokus die TeilnehmerInnen und uns weiterbringen kann. Natürlich ohne streben 😉

Und genau das ist in den letzten Tagen passiert, wie gesagt, beim Pranayama-Üben auf dem Balkon. Dafür versuche ich seit einiger Zeit sehr regelmäßig jeden Morgen eine halbe Stunde frei zu machen. Das klappt an 6 von 7 Tagen. Und manchmal muss ich mich regelrecht dazu zwingen weil ich lieber direkt ins Tun kommen möchte. Laufen, schreiben, arbeiten … Doch nach etwa 10 Minuten lösen sich diese Widerstände in eine körperlose Seligkeit auf. Seit der Sommer da ist, habe ich diese Morgenroutine ins Freie verlegt.

Mein Freund hat einen wunderbaren großen Balkon, der für meine Zwecke wirklich ideal ist. Hier genieße ich die ersten Minuten des Tages allein unter freiem Himmel und bin jedes Mal aus tiefstem Herzen dankbar für diese Me-Time-Momente.

Jedoch: in unmittelbarer Nähe dieser urbanen Oase befinden sich ein Bahnhof und einige Industrie-Anlagen, deren niemals endenden Aktivitäten für einen konstanten Fritz-Lang-esken Großstadt-Soundtrack sorge. Das Ganze ist auf gedämpfte Art so laut, dass ich oft meinen Timer nicht hören kann!

Pranayama-Mornings

Hallo Welt!

Es ist also wirklich sehr schön dort. Und zugleich einfach wirklich sehr laut 🙂 Doch das beste ist: es macht mir nichts aus. Ich mag das Piepen der rückwärts fahrenden Gabelstapler sogar. Neulich saß ich also da und habe die Session genau so begonnen, wie ich sie für meine TeilnehmerInnen anleiten würde: Ich sagte mir innerlich selbst „Guten Morgen”, schenkte mir, meinem Atem, meinem Körper und meinen Organen ein inneres Lächeln, das zu einem äußeren wurde. Ich sagte mir das Mantra:

„Ich öffne mich für alles, was mir in der Meditation begegnet, ich lasse das Leben durch mich durchfließen.”

Und da merkte ich, dass es mir nicht reichte, nur mir selbst guten Morgen zu sagen. Ich weitete den Radius also aus und begann, alles miteinzuschließen, das mich umgab. Ich begrüßte die Vögel, die Hunde, die Gabelstapler, bzw. die Gabelstapler-Fahrer. Ich sagte: „Hallo Welt!” und schloss alle Lebewesen und Maschinen mit ein. Etwas öffnete sich in meinem Herzen, in meinem Geist, in meinem Wesen und ich fühlte mich als Teil der Welt und die Welt wurde ein Teil von mir.

Aktuell leite ich in Zusammenarbeit mit der Yogibar einen „Meditation für Anfänger”-Kurs an. In der nächsten Session probierte ich den „Trick” mit meinen Anfängern in einer kurzen Einstiegsmeditation aus. Damit wollte ich den TeilnehmerInnen zu einer möglichst offenen und annehmenden Grundhaltung verhelfen. Und gleich am nächsten Morgen strickte ich die gesamten 30-Minuten der Morgenmeditation meiner Gruppe bei Berlin Hot Yoga um diesen Ansatz.

Für mich fühlte es sich an, als würden wir alle unsere Herzen noch mehr öffnen und dadurch noch mehr am Leben teilnehmen und den gegenwärtigen Moment noch bewusster und wertfreier erleben können. Das Feedback der TeilnehmerInnnen beider Gruppen verstärkte den Eindruck. Was für ein Geschenk!

Und das alles nur durch einen Shift in der Perspektive. Denn genau das ist es doch: die bewusste Entscheidung, wir wir die Dinge sehen wollen.

Gedanken erschaffen die Realität

Einheit erleben. Eine Frage der Perspektive.

In diesem Fall entscheiden wir uns bewusst, uns nicht länger als abgekapselte Einheiten zu begreifen, sondern als Teil von etwas Größerem, über das wir nun mal die meiste Zeit keine Kontrolle haben. Statt gegen all das anzukämpfen, das außerhalb unseres Wirkungsradius liegt, können wir es annehmen wie ein seltsames und wunderbares Geschenk. Wir können so auch die Menschen hinter den Geräuschen als Menschen erkennen, die wahrscheinlich nur ihre Arbeit tun und niemals dazu antreten, uns und nur uns mit ihrem „Lärm” auf die Nerven zu gehen. Wir können die Vögel und Hunde der Stadt als fabelhafte Wesen erkennen, die vom Leben und von der Liebe (oder zumindest von der Fortpflanzung) singen und mit uns und der Welt kommunizieren und die auch nicht dazu da sind, uns nach einer viel zu kurzen Nacht viel zu früh den Schlaf zu rauben.

Wir sehen dann die Schönheit in den Dingen, können sie besser wertschätzen und das öffnet die Pforten für die Dankbarkeit. Und in der Dankbarkeit liegt oft der Kern zur Freude.

Wenn wir diese Perspektive ausprobieren, können wir unsere Herzen noch mehr öffnen und das Leben durch uns hindurchfließen lassen. Wenn wir mit so offenen Herzen durchs Leben gehen, ist es fast garantiert, dass wir dazu beitragen, auch die Herzen der anderen zu öffnen.
Und wir können das Annehmen von allem, was ist, üben.

In guten wie in schlechten Zeiten

Ich weiss, dass das natürlich alles super easy ist, wenn man gute Dinge anzunehmen übt oder Dinge, die jetzt nicht wirklich weltbewegend oder schlimm sind. Wenn es einem mal nicht so gut geht oder einem etwas wirklich mieses widerfährt, ist es natürlich viel viel schwieriger, ins liebevolle Annehmen zu gehen.
Aber ich möchte hier die These ins Feld führen, dass es uns vielleicht mit der Zeit leichter fällt, wenn wir es im Guten üben. So sehr, dass es uns in Fleisch und Blut übergeht. Damit wir diesen annehmenden Grund-Vibe schneller und leichter wieder aktivieren können, wenn wir ihn so dringend brauchen wie einen Erste-Hilfe-Koffer.

It might be worth a try!

Und hey, nie vergessen: Allein, dass du dich mit diesen Dingen beschäftigst, dir die Zeit nimmst, nach innen zu schauen, ist schon der erste Schritt und jede 5-Minuten-Pause ist schon ein Grund, dir auf die Schulter zu klopfen!

Jeder erste Schritt zählt

Übrigens: Wer Lust hat, auch mal bei einer geführten Morgen- (oder Abend-)Meditation dabei zu sein, hat dazu an mehreren Tagen die Gelegenheit. Für mehr Infos, checkt einfach den Stundenplan.
Und wer auch gern mal an einem Anfänger-Kurs teilnehmen möchte: schreibt mir am besten eine Mail, denn da geht bestimmt in Zukunft noch was.

Ich freue mich schon darauf, mit euch zusammen das Annehmen und den Perspektivwechsel zu üben und unsere Herzen zu öffnen. Bis ganz bald, alles Liebe,

Namasté!

Noémie Causse

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