Meditation – endlich Ruhe im Kopf?

Meditation – Endlich Ruhe im Kopf?

Zwischen Techno und Tarot – Eine Brücke zwischen Spiritualität und Lifestyle, Meditation und Musik

Meine Freundin Christin ist eigentlich seriöse Wirtschaftsjournalistin. Weil sie sich aber im Leben noch für andere Dinge interessiert – unter anderem für elektronische Tanzmusik, Übersinnliches und Spiritualität in all ihren Ausformungen – hat sie auf der neuen Audio-Talk-App Clubhouse ein Format entwickelt, das sich unter dem passenden Namen „Zwischen Techno und Tarot” eben diesen Themen widmet.

In ihren eigenen Worten drückt Christin es so aus: „In meinem Talk „Zwischen Techno und Tarot” (freitags, 19 – 20 Uhr) beleuchte ich gemeinsam mit Experten Themen der modernen Spiritualität wie u.a. Breathwork, Kraftorte, Nidra, Vipassana, aus verschiedenen Perspektiven, teile Erfahrungen und beantworte Fragen. Ich möchte Zugang zu den Tools ermöglichen, die auch mein Leben begleiten, über Phänomene aufklären und zum Ausprobieren inspirieren. Und ich möchte eine Brücke zwischen Spiritualität und Lifestyle schlagen.”

Die bisherigen Folgen behandelten Fragen wie

  1. Kann ich mich glücklich atmen?
  2. Sind Trips die neuen Therapeuten?
  3. Sind Trips die neuen Therapeuten? (Teil 2 – es war zu spannend und man fand kein Ende …)
  4. Was genau macht ein Schamane?
  5. Ecstatic Dance – von Tanz zu Trance?
  6. Meditation – Endlich Ruhe im Kopf?
Zwischen Techno und Tarot Folge 6_Meditation endlich Ruhe im Kopf

Folge 6: Meditation – Endlich Ruhe im Kopf?

Ich hatte die große Ehre und Freude, bei Folge 6 als Expertin geladen zu sein. Mit mir auf dem Experten-Podium: @zen_master_jion (spiritueller Therapeut, Zen-Meister, Sterbebegleiter) und @patricedeckert (Unternehmer, Investor, Zen Praktizierender).

Wir sprachen über alles mögliche, wobei mein „Meditation kann ganz leicht sein und muss nicht weh tun” auf Jions „Meditation bedeutet sterben” prallte – was das Gespräch jedoch nicht beendete, sondern nur noch umso spannender machte. Es ist nun mal so: auch in der Meditation gibt es so viele Ansätze wie Menschen – mindestens – und niemand hat recht oder unrecht. Es geht immer darum, welchen Weg man einschlägt, woran man glaubt, welche Perspektive man einnimmt und was einem gut tut …

Zum Ende des Talks wurde die Bühne für das Publikum geöffnet und eine der Zuhörerinnen wandte sich mit einer Frage an uns „Experten”. Sie wollte wissen, was sie tun könne, um endlich ihre Gedanken auszuschalten. Damit griff sie den Titel des Abends auf: „Meditation – endlich Ruhe im Kopf?”

Extrem laut und unglaublich nah

Auf diese Frage hatte ich gewartet! Denn nein: Meditation bedeutet in den meisten Fällen eben nicht endlich Ruhe im Kopf. Vielmehr wird es gerade am Anfang erstmal so richtig laut! Wenn wir nämlich die Augen schließen und die Aufmerksamkeit nach innen ziehen, dann hören wir unsere Gedanken umso lauter. Wir nehmen wahr, wie viel und was unser Geist den lieben langen Tag von sich gibt. Was er denkt, brabbelt, kommentiert, fragt – ad infinitum und immer im Kreis. Das alles geht im eifrigen Alltag mit all seinen Aufgaben, Ablenkungen, Reizen, gern unbemerkt unter. Doch sobald wir die Augen schließen und still werden, prasselt alles unüberhörbar auf uns nieder.

Die Gedanken in dieser Vehemenz wahrzunehmen, sich ihnen zu stellen und nicht gleich wieder die Augen zu öffnen und das Ganze abzubrechen, kann zunächst sehr verwirrend sein und uns auch überfordern. Viele suchen daher verzweifelt nach einem Weg, den Geist auszuschalten und für Ruhe zu sorgen.

In dem Film „I Heart Huckabees” knallen sich Mark Walberg und Jason Schwartzman gegenseitig einen großen roten Ball mitten ins Gesicht und erzeugen so für ein paar Sekunden die ersehnte seelige Ruhe im Kopf.
So kann man es natürlich auch machen. Doch darum geht es eigentlich gar nicht.

I heart Huckabees

Sich mit Geist und Gedanken anfreunden

Zwar gibt es einige wenige fortgeschrittene Methoden, mit denen es gelingt, den Geist zumindest vorübergehend zum Verstummen zu bringen. In einigen aktiven Meditationen, die ich kenne, gelingt das teilweise. Ihn komplett zum Verstummen zu bringen, wird jedoch nicht funktionieren und ist auch nicht das eigentliche Ziel von Meditation. 

Eigentlich ist Meditation die Gelegenheit, dich mit deinem Geist anzufreunden. Ihn kennenzulernen und mit ihm Frieden zu schließen. Die Gelegenheit festzustellen, was für ein Verrückter da ständig mit dir redet. Was für ein Spinner, ein liebenswürdiger Freak, ein Spaßvogel, ein verängstigtes Kind, ein Großkotz, ein Angsthase, ein Träumer … den man bloß nicht zu ernst nehmen sollte. „Glaub nicht alles, was du denkst.” Wir sind nicht unser Geist, wir sind nicht unsere Gedanken und nichts, was er hervorbringt, braucht uns ernsthaft zu beunruhigen oder gar zu stressen. Stattdessen kann es mitunter sogar ganz lustig sein, den Geist – mit einer gesunden Distanz – zu beobachten. 

Selbstbestimtheit, Bewusstwerdung, Annahme und Nicht-Identifikation

Was die Meditation tut, ist dass sie uns hilft, mehr Bewusstheit für all die Stimmen zu schaffen, die in uns durcheinander krakeelen. Unser Geist ist zum Denken da, tut also nur seinen Job. Wann wir auf ihn hören wollen und wann nicht, das können wir selbst entscheiden. Selbstbestimmtheit und Bewusstsein sind ganz wichtige Stichworte. Anstatt zu versuchen, die Gedanken zum Schweigen zu bringen, können wir üben, eine achtsame Geisteshaltung zu kultivieren – in der wir uns des Moments inkl. unserer Gedanken bewusst werden, sie annehmen ohne uns in ihnen zu verlieren, uns mit ihnen zu identifizieren oder sie zu bewerten. Das kann uns dabei helfen, Klarheit zu schaffen und das wirre Gedankenknäuel entknoten. Jetzt können wir priorisieren und ganz bewusst entscheiden, was wichtig ist und was nicht, was wir in den Fokus nehmen und was wir getrost vergessen können. Denn leider haben wir die Tendenz, auch das Unwichtige immer mitzuschleppen und das macht alles nur unnötig schwer.

Das alles hilft uns dabei, im Hier und Jetzt zu leben. Das lehren uns auch die 7 Grundhaltungen der Achtsamkeit. Alles hängt zusammen.

Klarheit zu haben bedeutet auch manchmal, einfach zu halten, was ist. Ohne dem auch sehr menschlichen Drang nachzugeben, die unangenehmen Gefühle schnellstmöglich loszuwerden. 

Oder um es mit Jeff Foster zu sagen:

Stop trying to heal yourself, fix yourself, even awaken yourself.
Stop trying to fast-forward the movie of your life.
Let go of „letting go”.
Healing is not a destination.
Be here.
Your pain, your sorrow, your doubts, your longings,
your fearful thoughts: they are not mistakes,
and they aren’t asking to be „healed”.
They are asking to be held. Here, now, lightly,
in the loving, healing arms of present awareness …

Amen.

Achtsamkeit auch abseits vom Kissen

Übrigens musst du auch gar nicht unbedingt meditieren oder speziell auf einem Kissen sitzen und die Augen schließen, um dir deiner Gedanken bewusst zu werden und dich dann achtsam und annehmend von ihnen zu distanzieren. Das kannst du jederzeit, an jedem Ort tun. Und so ging es an anderer Stelle im Talk auch um die Frage, ob es denn okay ist, wenn man mal nicht meditiert und es mit der Disziplin nicht so eng sieht. Die Antwort ist: Ja unbedingt und jein! Mehr dazu in einem nächsten Artikel. Für hier und heute soll es genug sein.

Euch viel Freude beim Meditieren oder auch beim Nicht-Meditieren, beim Clubben und beim hausen – wer noch eine Einladung für Clubhouse braucht, darf sich gern bei mir melden.

Namasté und bis bald,
eure Noémie

Achtsamkeit (Mindfulness)

Post Scriptum: Wie das bei mir so läuft … Bekenntnisse einer Meditationslehrerin

Für alle, die sich jetzt fragen, ob sie es jemals schaffen werden, die „nötige” Gelassenheit für diesen Weg aufzubringen: Auch bei mir ist, auch nach Jahren der Praxis, in der Meditation meistens nicht sofort Ruhe im Kopf. Je nachdem, was sonst gerade in meinem Leben los ist, brauche ich eine gewisse Zeit, um in die Stille zu finden und muss dafür einiges an Geduld aufbringen. Eine klassische 20 Minuten-Session läuft bei mir so ab:

Die ersten 1 – 2 Minuten herrscht relative Ruhe im Karton. Der Geist genießt das Sitzen mit geschlossenen Augen, die Sinne aklimatisieren sich, die Ohren nehmen wahr, was sie hören. Dann jedoch explodiert relativ zuverlässig das Gedankenchaos und für die nächsten ca. 5 Minuten dreht mein Geist vollkommen durch. Er fährt alle Geschütze auf: plant irgendwelche nächsten Schritte, zaubert Ideen hervor, die ich unbedingt umsetzen muss, fabuliert die wildesten Dialoge zusammen, fördert Erinnerungen an vergangene Situationen und Menschen zutage … Dazwischen immer wieder Songtexte. Die haben mich schon während meines allerersten Silent Retreats zuverlässig durch die „stillen Tage” begleitet 🙂

Während dieser emotional-gedanklichen Berg- und Talfahrt, die der Privatvorführung eines Kunstfilmprojekts im Schnelldurchlauf ähnelt, geht mein Herz merklich schneller. Wahrscheinlich weil mir dieses Gedankenchaos irgendwie Angst macht und ich Sorge habe, es könnte nie aufhören.

Dann irgendwann beruhigen sich sowohl der Geist als auch der Herzschlag. Die Pausen zwischen den Gedanken werden länger. Jetzt nimmt mein Geist mehr wahr was ist und die Gedanken haben eher Kommentar-Charakter. 

Merklich ruhiger werde ich erst, nachdem ich mindestens 10 – 15 Minuten gesessen habe. Jetzt habe ich mich eingerichtet und empfinde eine ruhige Weite in mir, in der ich die Gedanken kommen und ziehen lassen kann wie die Wolken am sprichwörtlichen Himmel. 

Long story, short: Es wird irgendwann leichter, versprochen. Aber am Anfang kann die Hölle los sein. Was mir sehr hilft, sind ein paar ausgleichende Pranayama-Übungen zu Beginn der Meditation. Für weitere Tipps, wie das mit der Meditation noch leichter wird, schau dir hier diesen älteren Artikel an: Meditieren leicht gemacht. Ein paar hilfreiche Tipps für einen besseren Einstieg.

Noémie Causse

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