In diesem Artikel geht es um:
- Die Frage: Was ist Meditation?
- und darum, was Meditation eben NICHT ist.
Viel Freude beim Lesen!
Meditation ist eine uralte Praxis, die wir auf Anhieb vor allem mit fernöstlichen Religionen bzw. Weisheitstraditionen assoziieren wie z.B. dem Buddhismus, Hinduismus, Daoismus. Sie ist eine Praxis, die uns nach Innen führt. Als solche ist sie auch in allen anderen Religionen und Traditionen zuhause, zum Beispiel in Form des Gebets. Dennoch ist Meditation keinesfalls zwangsläufig religiös oder nur der Religion zuzuordnen.
Wenn wir von Meditation sprechen, denken wir zunächst oft an stilles Sitzen. Doch es gibt viele verschiedene Formen der Meditation:
- Passive Meditationen, die im Stillen und im Sitzen praktiziert werden, z.B. Vipassana, Zazen …
- Aktive Meditationen, bei denen körperliche Bewegung, das laute Rezitieren von Mantren oder Musik als Hilfestellungen zum Erreichen der meditativen Stille eingesetzt werden. Beispiele: Oshos aktive Meditationen, Gehmeditation …
- Achtsamkeitsübungen, die das Meditieren auf alles ausweiten, was wir im wachen Zustand tun, z.B. achtsames Treppensteigen, achtsames Essen, Einkaufen …
Ihnen allen gemein ist das eine Ziel: Die Erforschung des Geistes und unserer Innenwelten, die Beruhigung des Geistes, das Ineinklangbringen von Körper und Geist und ein achtsames Ankommen im Hier und Jetzt.
Was ist Meditation?
Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Sie unterscheiden sich alle ein wenig, ähneln sich jedoch auch und so bekommen wir eine ungefähre Ahnung des Konzepts:
Meditation ist Beobachten. Ist Nichtstun. Meditation ist einfach Sein. Ohne sich zu bewegen, ohne irgend etwas zu tun, zu denken, zu fühlen. Meditation passiert, wenn alles zum Stillstand kommt und man einfach nur noch ist. Deshalb kann man Meditation auch nicht wirklich praktizieren. Sie ist eine Art Zustand.
Was Meditation NICHT ist: eine Technik. Die Technik dient immer nur dem Erreichen des Zustands. Mehr dazu später.
Being the witness – zum achtsamen Beobachter werden
Normalerweise sind wir sehr auf das Außen fixiert. Unsere Augen wandern umher, unsere Ohren hören allem zu, wir sind in Kommunikation mit anderen, fahren Auto, Bahn oder Fahrrad, kaufen ein, interagieren, funktionieren, denken, denken, denken, machen, machen, machen.
Doch wir können jederzeit unsere Augen schließen und unsere Aufmerksamkeit nach innen richten und beobachten. Wir können uns mit unserer inneren, ganz eigenen Stille verbinden und unserem Atem und unserem Herzschlag lauschen, anstatt immer nur dem Geschnatter unseres Geistes, dem sogenannten „Monkey Mind”. Dann, endlich, sind wir zuhause.
„[…] in the final meaning of the term, meditation is witnessing.”
– Osho
Wenn Meditation Beobachten ist, dann ist es im Prinzip egal, was wir beobachten. Wir können einen Baum beobachten, oder die Wolken. Oder unseren Atem. Wichtig ist die Qualität des Beobachtens, die achtsam und wachsam sein sollte. Wenn wir in allem, was wir tun achtsam sind, wird das ganze Leben zur Meditation. Life as meditation. Dann wird Gehen zur Meditation, ebenso wie Sitzen und Atmen zur Meditation werden können.
Und andersherum: Wenn wir still und mit geschlossenen Augen dasitzen, dabei jedoch gänzlich unachtsam sind, dann ist das keine Meditation, selbst wenn es von außen so aussieht.
Wie meditiert man?
Im Prinzip ist die Antwort ganz einfach: Wann immer du die Zeit findest, hör auf zu tun, was immer du tust und sei einfach. Ohne zu denken, ohne dich zu konzentrieren.
„So whenever you are feeling happy, whenever you are feeling joyous, whenever you are feeling harmonious, in tune, then just sit silently. Wait for it. Just wait for it. Nothing else needs to be done.”
– Osho
Allerdings wirst du feststellen, dass dieses ”einfach nur sein” gar nicht so einfach ist. Wenn es dir für eine oder ein paar Sekunden gelingt, diesen Zustand des „No-Mind” zu erreichen, ist das schon richtig gut und du kannst dich freuen. Aber Achtung: meistens entgleitet einem dieses Gefühl oder dieser Zustand genau dann, wenn man sich freut, dass man ihn erreicht hat ? It’s tricky …
Für mich fühlt sich dieser Zustand übrigens an wie eine Art federleichtes Vakuum in meinem Inneren, wie eine Art Raum, der sich auf einmal in mir auftut. In dem Moment, in dem ich versuche, diesen Zustand festzuhalten, verschwindet er. Vielleicht fühlt es sich für dich ganz anders an, aber ich bin mir sicher: du wirst es sofort wissen. Und wenn du den Dreh einmal raus hast, kannst du diese kurzen Momente ausdehnen. Mit der Zeit wirst du immer besser darin.
Die Stufen der Meditation
Erste Stufe: Das reine Sein
Die erste Stufe ist das reine Sein. Just be. Ganz einfach ? Gerade am Anfang erreichst du dieses reine Sein am einfachsten, wenn du dich mit geschlossenen Augen in einen stillen Raum setzt und dich so etwas abschottest. Indem wir die Augen schließen und die Reize von außen minimieren, gelingt es uns leichter, unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken. Später kannst du auch mal versuchen, mit geöffneten Augen zu meditieren oder mitten auf der Straße oder in der Bahn.
Wenn wir so in Stille sitzen ist der erste Schritt, das Wahrnehmen von Atem und Körper. Mit der Zeit stellen wir wahrscheinlich fest, dass der Atem ruhiger wird und der Körper sich entspannt. Als nächstes widmen wir uns der Wahrnehmung unserer Gedanken, was ein ganz schön absurdes Spektakel sein kann. Hier besteht die Hauptherausforderung darin, sich nicht in den Gedanken zu verheddern (oder sich dafür zu verurteilen, dass wir Gedanken denken, denn das ist ganz normal), sondern sie einfach zu beobachten.
Wenn uns das gelingt, erkennen wir, dass Gedanken nur Gedanken sind, nicht aber die Wahrheit. Wenn wir sie mit einem gewissen Abstand als solche betrachten, werden wir wahrscheinlich ziemlich schnell feststellen, was für einen Schwachsinn wir oft denken. Das reicht von ungnädigen Bewertungen bis hin zu absolutem Fantasie-Palaver. Gleiches gilt übrigens für unsere Gefühle, von denen wir uns auch beobachtend distanzieren können. Wenn wir uns nicht mehr (so sehr) mit unseren Gedanken und Gefühlen identifizieren, erlangen wir ein Stückchen mehr Freiheit und eine tiefere Gelassenheit.
Wenn uns all das gelingt, kommt als letztes, gewissermaßen als Königsdisziplin das Beobachten des eigenen Beobachtens. Dafür muss man schon ganz schön erfahren sein, sonst ist es nämlich doch eher der Mind, der beobachtet.
Zweite Stufe: Gelebte Achtsamkeit
Der zweite Schritt ist die Ausweitung des achtsamen Zustands auf unser Handeln. Dann müssen wir nicht mehr auf dem Kissen sitzen und die Augen geschlossen halten. Dann können wir rausgehen in die Welt. Wichtig dabei ist, dass der reine Seins-Zustand vom Handeln nicht beeinträchtigt wird und wir alles, was wir tun, achtsam ausführen. Wie oben schon gesagt: Wenn wir in jedem Moment absolut achtsam und mit unserem ganzen Sein bei der Sache sind, dann wird das Leben zur Meditation. „Life as meditation”, gelebte Achtsamkeit.
Wie uns Meditation eine andere Art zu leben lehrt
In diesem Sinne ist Meditation keine Abkehr vom Leben. Man muss sich zum Meditieren nicht in einen luftleeren und reizarmen Schutzraum zurückziehen, Ohren und Augen vor der Welt verschließen und allem Weltlichen entsagen. Zu meditieren bedeutet nicht, dass man vor der Realität flieht. Stattdessen lehrt uns die Meditation eine andere Art, zu leben. Durch sie verwandeln wir uns in das Auge des Orkans: Um uns herum kann es wüten und toben, doch wir bleiben im Innern ganz ruhig. Ganz zen, wie man so schön sagt.
Natürlich können wir, wenn wir dies wünschen, jederzeit vom Beobachter zum teilnehmenden Beobachter werden und in diesem Chaos mitmischen. Der Unterschied zum unachtsamen Mitgerissenwerden ist jedoch, dass wir als Beobachter immer die Wahl haben und uns jederzeit frei entscheiden, ob wir uns drauf einlassen wollen oder nicht.
Was ist Meditation nicht?
„Meditation is witnessing. To meditate means to become a witness. Meditation is not a technique at all.”
– Osho
Beim Meditieren geht es also um Achtsamkeit und darum, nichts zu tun. Meditation ist keine Technik, sondern ein Zustand. Man kann sie nicht erzwingen und man kann sie nicht festhalten. Man kann den Grund und Nährboden bereiten, sie einladen und geduldig und aufmerksam darauf warten, dass sie zu einem kommt.
„Meditation cannot be caught hold of, you have to allow it to happen so that it can catch hold of you. Meditation is not something that you have to do; meditation is something for which you have to wait. It is something that comes, and comes on its own.”
– Osho
Technik ≠ Meditation
All die Techniken und Methoden, von denen man so hört und die ich ja auch selbst gern unterrichte und anwende, sind zwar hilfreich. Dennoch sind sie nicht wirklich die Meditation als solche. Sie sind eine Art vorbereitende Übung auf den Zustand des stillen Seins und Beobachtens.
Hilfreich sind sie vor allem deshalb, weil sie gewissermaßen wissenschaftlich erprobt sind. Vor uns haben schon viele, viele Menschen mit ihnen „gearbeitet” und indem wir uns dieser altbewährten überlieferten Techniken bedienen, ersparen wir uns viele Umwege und erfolgloses Herumirren. Die Techniken zeigen uns eine Abkürzung zum schnelleren Erreichen des erwünschten Zustands der reinen Achtsamkeit.
Gerade für uns moderne Menschen ist dieser Zustand ein sehr schwer zu greifendes Konzept und ein fernes Ziel. Das liegt u.a. daran, dass unser Geist die ganze Zeit aktiv ist und auch an der gesellschaftlichen Konditionierung, die uns eben eher ins Außen lenkt als ins Innere. Durch die verschiedenen Techniken können wir den Geist ganz gut ablenken und beruhigen. It’s like feeding the monkey with a banana ?
Anfangs sind die Techniken für uns also das gleiche wie Meditation. Doch irgendwann brauchen wir sie nicht mehr. Dann sind die verschiedenen Techniken weder Hindernis noch Hilfestellung, sondern einfach Techniken, an denen wir uns ganz frei erfreuen können. Wir können mit ihnen spielen, einfach weil es ja auch Spaß macht, zu Tanzen und sich wild im Kreise zu drehen, Mantren zu singen, Farben zu sehen … wir fühlen uns dadurch vielleicht lebendiger. Doch wir brauchen sie nicht mehr. Die Meditation findet auch so statt. Das ist dann das wahre Glück.
„Meditation techniques are not really meditation. Meditation techniques only prepare the ground.
– Osho
They are needed because people’s minds are so full of rubbish, that before meditation can be started that rubbish has to be removed. Meditation techniques are just to remove the rubbish. If that is removed, then starts meditation.”
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