Immer wieder höre ich von Leuten, die sagen, Meditation sei nichts für sie. Weil sie nicht still sitzen können oder Angst haben, es könnte zu schwierig sein und sie könnten „es nicht schaffen”. Oder weil sie meinen, Besseres zu tun zu haben oder es ihnen langweilig erscheint.
Diesen Menschen möchte ich gern sagen: „Vielleicht hast Du einfach noch nicht die richtige Meditation für Dich gefunden.”
Wenn wir davon ausgehen, dass es eine „richtige Meditation” gibt … Dann ist die nächste Frage: „Welche Meditation soll ich wählen?” Und: „Wie finde ich sie und wie entscheide ich mich?”
Hör auf Dich und Deine Bedürfnisse
Es gibt so viele Meditationen. Welche die Richtige für Dich ist, kannst nur Du selbst entscheiden. Am Ende geht es darum, dass Du in Dich hinein horchst und schaust, was Du gerade brauchst. Und das kann von Mal zu Mal etwas anderes sein. Man kann es vielleicht mit Yoga vergleichen: Wenn Du nicht gerade ein Hardcore-Ashtangi bist, der oder die jeden Tag die gleiche Serie übt, sondern vielleicht mit einer Online-Yoga-Plattform, auf der man zu jeder Zeit unter hunderten Videos auswählen kannt und sich je nach Bedürfnis und Tagesform mal für die Hüftöffner, mal für den Morning-Flow, mal für Yin Yoga am Abend entscheidet.
Deshalb: Hör auf Dich selbst und nimm wahr, was ist. Ist dein Geist unruhig und Du suchst nach einer Meditation, die Dir mehr innere Ruhe beschert? Trägst Du etwas Schweres mit Dir herum, von dem Du Dich durch die Meditation befreien möchtest. Suchst Du nach Stille oder Erleichterung? Möchtest Du Dich mit Dir selbst verbinden oder gewisse Energien wieder zum Fließen bringen? Dein inneres Kind und die Leichtigkeit zum Leben erwecken oder geht es Dir darum, Deinen Körper und Dein Nervensystem zu entspannen, damit Du besser schlafen kannst?
So viele Gründe es gibt, warum wir meditieren, so viele Methoden gibt es auch. Was ich für Dich tun kann, ist Dir einige Richtungen und Unterschiede aufzuzeigen und zu beleuchten. Für welche Du Dich entscheidest, bleibt Dir überlassen. Und das ist auch gut so ?
Meditation ist nicht gleich Meditation
Fest steht: Meditation ist nicht gleich Meditation. Es gibt unzählige verschiedene Techniken und Methoden. Wobei die Technik nicht gleich Meditation ist. (Mehr dazu kannst Du hier lesen: „Was ist Meditation?”) Aber das nur am Rande. Die Technik, die Methode ist nur ein Hilfsmittel, um uns in den meditativen Zustand zu versetzen, den wir erlangen wollen. Das eigentliche Ziel ist es, die Methode eines schönen Tages hinter uns zu lassen und darüber hinaus zu wachsen.
Meditation ist übrigens nicht zwangsläufig gleich stilles Sitzen, auch wenn die meisten Meditationen so geartet sind. Es gibt aktive Meditationen, bei denen man tanzt und sich schüttelt. Es gibt Achtsamkeitsmeditationen (Stichwort MBSR), Visualisierungen, Traumreisen, Sound Healing, Mantra-Meditationen …
Und es gibt: keine Hierarchie. Keine Meditation ist besser als eine andere!
„All meditations lead to the same goal, so no meditation is better than another. The only question is which one feels good to you – that is good.”
– Osho
Doch zurück zur Frage:
Welche Meditation soll ich wählen?
Wie oben schon gesagt: whatever works for you. Wähle, was sich in diesem Moment gut für dich anfühlt.
„Lie down or sit or stand – as feels good to you – and wait for it.”
– Osho
Folge deiner Intuition, folge dem Lustprinzip! Warum sich zu etwas zwingen oder in eine Form pressen, die einem nicht entspricht? In der Meditation, wie im Leben. Nur so als Idee …
Das Folgen des Lustprinzips bei der Wahl der Meditation steht schon in Patanjalis „Yoga Sutras”, einem der wichtigsten Texte der yogischen Tradition, der als Grundlage für viele Meditations-Schulen gilt. Darin schreibt Patanjali:
„Concentrate wherever the mind finds satisfaction.”
– Patanjali
Eine Methode, die Dir keinen Spaß macht, wirst Du sowieso nicht aus vollem Herzen üben. Du wirst nachlässig mit Deiner Praxis, Dich vielleicht eher dazu zwingen und keine wahre und effektive Routine etablieren können.
Wenn Du hingegen eine Meditation wählst, die sich für Dich richtig anfühlt, dann wirst Du Dich ihr mit Freude und Hingabe widmen, wirst gern dabei bleiben und ihr einen besonderen Platz in Deiner täglichen Routine und in Deinem Leben einräumen. Die Regelmäßigkeit ist ja der Schlüssel. Durch das regelmäßige Praktizieren nämlich, kann sich die Wirkung erst so richtig entfalten und Du kannst richtig tief gehen.
Die „richtige Methode” macht Dir Freude und bringt Dir Spaß. Du kannst Dich in sie hinein entspannten. Sie verschafft Dir ein Gefühl tiefen Friedens. Sobald Du mit der Methode vertraut bist, fühlt sie sich ganz natürlich an. Wenn es Dir zu schwer fällt, sie anzuwenden, könnte das schon ein Zeichen dafür sein, dass es die falsche Methode für Dich ist. Zumindest jetzt. Denn es kann immer sein, dass Du zu einem späteren Zeitpunkt in Deinem Leben genau diese Methode lieben wirst.
Probieren geht über Studieren
Wenn Du herum experimentierst, wirst Du ein Gespür dafür bekommen, was sich für Dich natürlich anfühlt. Manche Menschen sind eher visuell veranlagt und lieben geführte Meditationen mit Visualisierungen, bei denen sie zum Beispiel einen Weg entlang gehen und sich dann vor dem Haus ihrer Träume wiederfinden. Andere sind eher kinästhetisch veranlagt und spüren Energien anstatt Bilder zu sehen. Wieder andere reagieren verstärkt auf Geräusche und Klänge, andere auf Emotionen … Wenn man das weiß, kann man die Meditationen für sich anpassen. Wer eher visuell ist, findet Meditationen bei denen Mantren gechantet vielleicht schnell langweilig, weil er oder sie nicht auf die Klänge anspringt. Dann kann es eine Lösung sein, sich die Buchstaben oder Wörter des Mantras vorzustellen, so dass sie auf diese Weise doch ihre Wirkung entfalten können.
Ich bin zum Beispiel anscheinend nicht sehr visuell, zumindest nicht beim Meditieren. Das hat mich zuerst überrascht, weil mein Gedächtnis sehr visuell funktioniert und ich auch in diversen Meditationen ständig bunte Farben hinter meinen geschlossenen Augen sehe. Angeleitete (Traum-)Reisen funktionieren für mich jedoch überhaupt nicht. Bei solchen Gelegenheiten spuckt mein Gehirn sehr verlässlich Bilder aus, die mich eher irritieren als entspannen. Früher hat mich das frustriert. Doch nun, da ich den Grund dafür kenne, versuche ich mich in solchen Fällen nur auf den Klang der Stimme zu konzentrieren und meinen Körper davon tragen zu lassen. Ich verabschiede mich von einem Gedanken des „So muss es sein” und kann ganz entspannt auf meine eigene Reise gehen.
Meine Experimente: Von Vipassana bis Osho
Dennoch bin ich eigentlich immer offen für Experimente und ich habe schon wirklich sehr viele Methoden getestet. Eine davon ist Vipassana nach Goenka. Bei dieser Methode meditiert man 10 Tage bis zu 11 Stunden täglich in Stille und scannt dabei den Körper. Non-Stop. Alles in allem war das eine interessante Erfahrung. Tatsächlich wäre ich sogar neugierig, wie es mir bei einem zweiten Mal damit ergehen würde. Dennoch weiss ich, dass diese sehr asketische Form der Meditation mein Herz nicht zum Hüpfen bringt. Obwohl ich für mich allein gern in Stille sitze und auch eine regelrechte Vipassana-Phase hatte, in der ich fast täglich 45 bis 60 Minuten nach dieser Methode meditiert habe.
Wofür ich mich sofort richtig begeistern konnte, sind einige der aktiven Meditationen von Osho. Seine Nadabrahma-Meditation ist meine absolute Lieblings Meditation. Dabei summt man eine halbe Stunde lang (!) mit geschlossenen Lippen zu einer speziell dafür komponierten Musik, die sich anhört wie ein riesiges Glockenspiel. Anschließend führt man zu sehr sphärischer Musik langsame Handbewegungen aus, durch die man zunächst die Energie der Erde aufsaugt und sie dann an den Kosmos zurück gibt. Klingt spacig? Ist es auch! Selten habe ich so abgefahrene Farb-Spektakel gesehen und Energie-Ströme gefühlt wie bei dieser Meditation.
Auch die „Kundalini” (Schütteln und Tanzen) oder die „No Dimensions” (Tanzen und Wirbeln) sind genau nach meinem Geschmack. Ein bisschen schade an diesen Meditationen ist, dass sie allein nicht ganz so kraftvoll sind, wie in der Gruppe. Deshalb praktiziere ich sie nur selten allein zuhause. Manchmal allerdings schon, v.a. die Kundalini-Meditation, denn die hilft mir wie kaum eine andere, angespannten Druck abzulassen und mich wieder in meinem Körper und Geist zuhause zu fühlen.
Dann gibt es noch die Soul Sync, eine ganz sanfte und nur leicht aktive Meditation, die auch allein sehr gut funktioniert. In dieser Meditation sitzt man in Stille, bewegt nur die Finger, summt und chantet ein Mantra. Wenn Du möchtest, kannst Du sie online mit mir praktizieren – ich biete sie regelmäßig in meinen wöchentlichen Morgenmeditationen an.
Während meines Teacher Trainings auf Bali habe ich noch diverse andere Methoden kennengelernt, die teilweise so kraftvoll sind, dass Anfänger sie nur unter Aufsicht machen sollten. Viele davon sind gezielt darauf ausgerichtet, durch tiefe Atmung verbuddelte Traumata wach zu kitzeln und Emotionen freizulegen, an die man sonst nicht so einfach heran kommt. Dann gibt es sehr visuelle Meditationen, bei denen man richtige Visionen bekommt wie bei einem LSD-Trip … Wie gesagt: es gibt so viele Möglichkeiten!
Aktive oder passive Meditationen?
Wie ihr inzwischen schon gemerkt habt, bin ich ein Fan von Osho. Damit meine ich nicht die hochstilisierte Person, die viele auch aus der Netflix-Serie „Wild, wild country” kennen. Mir geht es um den spirituellen Lehrer, der viele kluge Dinge – u.a. zu Sex und Beziehung – gesagt, viele wunderbare Meditationen entwickelt hat und nicht zuletzt einen liebenswert-schrägen Sinn für Humor hatte.
Er war der Ansicht, die ich durchaus teilweise teile, dass viele der traditionellen passiven Meditationen – stilles Sitzen, Vipassana, Zazen etc. – für den modernen Menschen eine große Schwierigkeit darstellen. Die meisten passiven Meditationen wurden nämlich vor tausenden von Jahren in einem Kontext entwickelt, der ganz anders ist als die Welt, in der wir heute leben. Sie wurden zumeist von Mönchen in abgelegenen Klöstern entwickelt, die nur einem Bruchteil der Reize und Themen ausgesetzt waren, mit denen wir es heute zu tun haben. Für diese Menschen war es viel einfacher, von jetzt auf gleich in meditativer Stille zu versinken als es das für uns moderne, reizüberflutete Menschen ist.
Wir moderne Menschen müssen, laut Osho, erst einmal all die Schichten durchdringen und abwerfen und die Masken ablegen, die wir mit uns herumtragen. Sie sind das Ergebnis von sozialer Konditionierung und Moral und entstehen durch Unterdrückung unserer Gefühle und eine fortwährende zivilisatorische Anpassung.
Aus diesem Grund hat Osho die aktiven Meditationen entwickelt, bei denen diese Schichten durch Bewegung und andere aktive Elemente aufgebrochen und abgeschüttelt werden. Erst dann sind wir bereit, den Raum der Stille zu betreten und deshalb endet jede aktive Meditation auch immer mit einer Phase der Stille.
„… if people are repressed, are carrying a lot of psychological burden, then they need catharsis. So Dynamic Meditation is just to help them clean the place. And then they can use any method … It will not be difficult. Right now, if they try directly they will fail. I have seen many people trying directly – reaching nowhere because they are so full of garbage that first it has to be emptied out. […] So the first thing is something cathartic, which is absolutely necessary for the contemporary man. And then those silent methods can be used.”
– Osho
Meine Empfehlung
Ich möchte mich aus oben genannten Gründen mit einer Empfehlung nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Dennoch kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung hier ein paar Leitlinien geben, die Dir vielleicht helfen können.
Aktive Meditationen kann ich all denjenigen sehr empfehlen, die glauben, dass sie nicht still sitzen können und deren Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Oder jenen, die Meditation langweilig finden und glauben, dass das nur etwas für Asketen sei. All jenen, die mehr „Fun” in ihrem Leben wollen oder die einfach neugierig sind.
Passive Meditationen hingegen empfehle ich allen, denen der Sinn mehr nach klassischen Ansätzen steht, die die Kontemplation suchen, die sich nicht körperlich auspowern, sondern ganz sanft in sich gehen und schauen wollen, was sie dort finden. Bei Bedarf können sanfte aktive Elemente hier und da für etwas Abwechslung sorgen.
Tatsächlich spricht vieles dafür, dass eine Kombinationen beider Ansätze am effektivsten ist.
„If you continue both together the results will be deeper. What happens is that when you do the active meditation, you create the possibility to move into an inactive meditation.”
– Osho
Daher würde ich jedem empfehlen, so viel auszuprobieren wie möglich. Es ist durchaus erlaubt, ein bisschen herum zu experimentieren und dann das zu kombinieren, was einem gut tut und Spaß macht.
Ich habe meine Methode gefunden. Und jetzt?
Wenn Du die für Dich richtige Methode gefunden hast, behalte sie eine Weile bei. Praktiziere sie am besten jeden Tag und das am besten 21 Tage am Stück. Angeblich dauert es nämlich drei Wochen, bis wir neue Gewohnheiten so richtig etabliert haben. Wenn Dir so ein langes Commitment gleich die Lust nimmt, versuche es vielleicht zunächst mit 7 Tagen, die Du immer noch aufstocken kannst.
Je öfter Du die Meditation Deiner Wahl machst, desto mehr Spaß wirst Du dabei empfinden. Erst wenn die Freude nachlässt und verschwindet, weisst Du, dass die gemeinsame Arbeit für’s Erste erledigt ist.
Worauf Du Dich jetzt schon freuen kannst: Wenn Du eine oder ein paar Meditationen so tief kennengelernt hast, wird Dir alles, was darauf folgt, immer leichter fallen. Du bist ja schon einmal bis in den Kern einer Methode vorgedrungen. Durch sie hast Du den meditativen Zustand erreicht, in den Du nun immer leichter wieder zurückkehren kannst.
Nun kannst Du Dich auf die Suche nach einer neuen Methode machen und erneut mit frischem Geist ans Experimentieren gehen. Jede neue Technik wird Dich in Bereiche Deiner inneren Landschaften bringen, die Du vorher noch nie betreten hast. Wie gesagt: keine Meditation ist wie die andere.
Wichtig ist, dass Du ohne Erwartungen an die Methode und die Meditation herangehst. Denn erstens kann keine Methode Dich bis ans Ende Deiner Reise bringen. Und zweitens ist eine Methode nur eine Methode.
Noch ein paar Worte zum Thema Experimentieren: Es ist auch deshalb wichtig, immer mal neue Methoden auszuprobieren, da es durchaus sein kann, dass Dich die aktuelle Methode Deiner Wahl nicht weiterbringt. Dann mag es sein, dass Du die Meditation zwar pflichtbewusst immer weiter praktizierst, jedoch keine Veränderung bemerkst und irgendwann frustriert aufgibst. Um das zu vermeiden empfehle ich, ab und zu die Methode zu wechseln. So wie Du nicht jeden Tag die gleiche Unterhose anziehst.
Meine Praxis
Wie schon gesagt: Wenn ich allein praktiziere, sitze ich meistens in Stille oder baue einige aktive Komponenten ein, wie sie in der Soul Sync Meditation vorkommen. Manchmal aber spüre ich, dass ich meinen Körper in die Meditation mit einbeziehen muss. Dann ist meistens die Kundalini-Meditation die Methode meiner Wahl, denn die macht auch allein viel Spaß und entfaltet bei mir immer ihre Wirkung.
Und so ist meine abschließende Empfehlung an euch: Meditation ist nichts starres. Eure Praxis verändert sich. Sie erfordert Übung, ist von der jeweiligen Tagesform, Stimmung und Tageszeit abhängig. Es gibt „gute Tage” und „schlechte Tage” und niemand zwingt euch zu irgendetwas. Also experimentiert, probiert aus und nehmt vor allem nicht alles ganz so ernst!
In diesem Sinne: Viel Freude mit Deiner Meditation!
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